Wie COVID unser Dating-Leben verändert hat

Die Pandemie beeinflusst jeden Aspekt unseres Lebens und Dating ist hierbei keine Ausnahme. Manche Paare haben näher zueinander gefunden, bei anderen wurde die Single-Quote erhöht während sich Singles Gedanken über Lockdown-PartnerInnen-Möglichkeiten gemacht haben. Dating heute ist nicht mehr dasselbe wie es noch vor einem Jahr war – aber was hat sich durch COVID verändert?

Langsames Kennenlernen

Der viel genutzte Neujahresvorsatz, einmal langsamer zu schalten, wurde mit COVID in brutaler Geschwindigkeit Realität. Ein Fuß am Bremspedal und der andere am innerlichen Gas, um schnell jemanden für den nächsten Lockdown zu finden. Das Ergebnis: Dating, aber langsam. Schnelle Treffen sind langer digitaler Kommunikation gewichen. Jeder persönliche Kontakt unterliegt einer vorherigen Risikoabschätzung. Um ein Risiko einzugehen, bedarf es der Aussicht eines entsprechend hohen Gewinnes. Daher braucht man Informationen. Im Datingkontext lässt sich dieser „Gewinn“ umso besser vorhersagen, je mehr man schon miteinander geschrieben oder telefoniert hat. Dieses „Screening“ hat durch COVID eine solche Bedeutung bekommen, dass sich das erste Treffen wie ein richtig großer Schritt anfühlt.

Der Babyelephant

Die Pandemie hat uns von den Menschen weggedrängt, im physischen Sinne. Dating ohne Aussicht auf körperliche Nähe sortiert schon mal diejenigen aus, denen es nur darum geht. Allerdings sind die kleinen, kaum merkbaren Berührungen ein wichtiger Teil der nonverbalen Kommunikation (und sorgen für Spannung beim Flirten). Die Nähe, die sonst über die geringer werdende physische Distanz hergestellt werden kann, muss nun über die kommunikative Ebene ihren Weg finden. Wie lässt sich diese Intimität herstellen? Über tiefergehende Gesprächsthemen. Es gibt einige Fragekarten auf dem Markt, die dabei der ideale Helfer sind. Wir empfehlen: „{THE AND}“, „We’re not really strangers“ und „deeper connection“. Einen Fragenkatalog von uns mit jeweils 10 verschiedenen tiefergehenden Fragen gibt es hier zum Download: Fragenkatalog A, Fragenkatalog B oder die 36 Fragen von Arthur Aron.

Neue Arten des Kennenlernens

Die Einschränkungen durch die Pandemie zwingen uns dazu, kreativer zu werden. Was lässt sich online machen? Wie kann man Zeit miteinander verbringen, ohne ein zu hohes Risiko einzugehen? Die meisten Leute sind wahrscheinlich noch nie so oft spazieren gegangen bei einem Treffen wie je zuvor (eine wesentlich gesündere Alternative zum Klassiker „in einer Bar treffen“) oder haben ihr Date in einer Pyjamahose getroffen (die gemütliche Seite des online Kennenlernens). Ideen für Online-Treffen findet ihr hier: 14 Ideen für ein virtuelles Date

Herausforderung zu Beginn

Früher war die Lokalwahl noch die schwerste Absprache vor einem Date, heute sind es die Themen rund um Abstand, Maske, Test. Das sind durchaus schwierige Themen, zu denen wohl mittlerweile jede/r seine eigenen Ansichten hat. Unabhängig davon ob man von dieselben oder unterschiedliche Ansichten vertritt, wenn man es schafft, sich auf einen gemeinsamen Nenner zu einigen, kann man das durchaus als positives Zeichen sehen. Eine andere Herausforderung steckt in dem Treffen selbst: Wenn wir unser Date als mögliche Gefahrenquelle betrachten, dann hat das unbewusst auch Auswirkungen darauf, wie wir einander wahrnehmen. Wir sind weniger offen und reduzieren unseren Augenkontakt. Bereits 2009 zeigte eine Studie, dass je schwächer wir uns vor Krankheiten geschützt fühlen, umso weniger wir uns bei einem Date von unserem Gegenüber angezogen fühlen. Umgekehrt wirken wir auch distanziert und unfreundlich anderen gegenüber.[1]

Beziehungsgespräche

Die Frage wen man sonst noch so trifft, hatte schnell mal einen Hauch von Eifersucht. Durch COVID ist sie schnell normal geworden, um festzustellen, ob man mit seinem persönlichen COVID-Konzept zusammenpasst. Es herrscht mehr Druck, klärende Beziehungsgespräche zu führen. „Zu mir oder zu dir?“ wurde während dem ersten Lockdown die Frage, wo man sich während dem Lockdown einnistet. Beziehungsthemen, die sonst erst langsam Schritt für Schritt geklärt werden, können durch COVID schwerer hinausgezögert werden. Gleichzeitig bieten diese Gespräche auch die Chance, die Beziehung schneller voranzubringen.

Auf sich selbst konzentrieren

Die Pandemie hat uns dazu gebracht, uns mehr mit uns selbst zu beschäftigen. Was vermissen wir am meisten? Was brauchen wir wirklich, wenn alle Ablenkungen wegfallen? Diese Selbstreflexion kann die Rückkehr ins Dating-Leben reicher und interessanter gestalten, da uns möglicherweise besser bewusstwird, wonach wir suchen. In der Folge können wir dies auch klarer kommunizieren und schätzen die einzelnen Treffen mehr.

Die COVID-19-Pandemie hat das Dating-Leben definitiv verändert. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Veränderungen entwickeln werden, wenn sich die globale Gesundheitssituation ändert. Einige Dinge bleiben vermutlich, zB haben Online-Dates durchaus ihre Vorzüge. Aber wir können es kaum mehr erwarten bis wir wieder ohne Abstand daten können 😉

Quellen

[1] Lesley A. Duncana,*, Mark Schallera, Justin H. Park, Perceived vulnerability to disease: Development and validation of a 15-item self-report instrument, University of British Columbia: 2009. https://www2.psych.ubc.ca/~schaller/DuncanSchallerPark2009.pdf

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Dating Story: Wie mir beim ersten Date die Worte wegblieben

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Warum Online-Dates besser als ihr Ruf sind