Dating Story: Wie mir beim ersten Date die Worte wegblieben

Diese Dating-Story erstreckt sich über zwei Events – daher auch über zwei Blogartikel 🙂 Lest hier im ersten Teil, wie Monja ihr erstes Event bei uns erlebt hat.

Es war wieder einmal so weit. Erst in der Woche zuvor hatte ich meiner Arbeitskollegin Nadja euphorisch von Julien und den vier großartigen Dates mit ihm erzählt. Doch auf einmal blieben meine Whatsapps unbeantwortet und ich musste mir eingestehen, dass ich wohl vorerst doch nicht mit ihm bei Sonnenuntergang durch Montpellier flanieren würde. Ehrlich gesagt weiß ich aber nicht, was schlimmer ist: das Ghosting an sich oder die obligatorische Verkupplungsaktionen von Nadja, die auf jede meiner gescheiterten Romanzen folgt. Tatsächlich fühle ich mich ihretwegen jedes Mal in eine Szene aus Harry und Sally versetzt. Nein, nicht die „Ich-will-genau-das-was-sie-hatte“-Szene, sondern die, in der Carrie Fisher ihre frisch getrennte Freundin „tröstet“, indem sie einen Karteikasten zückt, gefüllt mit potentiellen Mister Rights. Nur hat Nadja keine Karteikarten.  Wir haben schließlich nicht mehr 1987 und es würde sich auch nicht lohnen. Denn schnell kamen wir zur Erkenntnis, dass der einzige Single-Mann, den sie kennt, um die 20 Jahre älter ist als wir sind. Sie ließ aber nicht locker. „Irgendwo in Wien muss man doch Männer kennenlernen können. Was ist denn mit deinem Jiu-Jitsu-Verein? Und überhaupt, was hast du eigentlich gegen Dating-Apps?“.  Tatsächlich ist es mit Dating-Apps und mir sind so eine Sache. Ich bin nämlich weder durch Bauchmuskeln noch durch Globetrotter-Geprahle zu beeindrucken (hat deine Greta immer Pause?). Zudem fällt es mir als Rechtschreibpedantin ziemlich schwer, Männern eine Chance zu geben, die sich als „emphatisch“ bezeichnen und die „Nicht Raucherinnen“ suchen.

Unser Gespräch ging jedenfalls ewig so weiter. Ich weiß auch nicht mehr wie genau es dazu kam, aber es endete mit einer Anmeldung beim Silent Dating. Ich hatte schon öfter Anzeigen davon gesehen und die Idee klang für mich immer ganz spannend. Wie der Name schon sagt, schaut man sich dabei 90 Sekunden lang stumm in die Augen. Dadurch fällt fades Geplänkel wie „Und, was sind so deine Hobbies?“ (lass mich raten: Sport, Reisen und Fotografieren) erst einmal weg. Allerdings wäre ich von selbst nie auf die Idee gekommen, mich anzumelden. Ich glaube, ich habe mich auch nur aus purer Resignation von Nadja dazu überreden lassen, denn nach der noch frischen Enttäuschung war meine Motivation, jemand Neues kennenzulernen doch eher im Keller.  Obwohl, etwas Neugier war auch dabei und so ließ ich mich auf das Ganze ein.

Am Morgen des Events recherchierte ich noch schnell auf der Website über eventuell vorhandene Dresscodes. Es gab keinen und so entschied ich mich für Jeans und eine Bluse, die um ein My schicker war als was ich normalerweise trage. Natürlich musste ich dann auf der Arbeit feststellen, dass Nadja spontan krank geworden war. Wenn es einmal läuft…. Aber das Ticket war ja schon bezahlt und so frischte ich mir am Abend noch kurz die Wimperntusche auf und ging eben alleine hin. Als ich dort ankam, war ich erleichtert, dass alles megaentspannt zuging. Nach einem Glas Prosecco ging es auch schon mit Aufwärmspielen los. Ohne zu sprechen versteht sich.

Nach einer Pause begann dann das eigentliche Highlight: Das Eyegazing. Begleitet von rührseliger Instrumentalmusik wechselte man alle 90 Sekunden den Tisch – und schaute sich an. Zugegeben: Die ersten zwei Runden waren gewöhnungsbedürftig, aber dann viel es mir immer leichter, den Blickkontakt zu halten. Positiv in Erinnerung geblieben sind mir dabei besonders drei Teilnehmer. Nr. 5, Martin, der eine enorme Ruhe ausstrahlte, dann Nr. 10, Alex, der zwischendurch immer wieder lachen musste und auch optisch mein Fall war und Nr. 12. Seinen Namen weiß ich nicht mehr, aber seine Brille hat mir gefallen.

Nach dem Event war ich in Hochstimmung. Nicht weil ich allzu große Hoffnungen hatte, der Liebe meines Lebens begegnet zu sein, sondern weil es insgesamt ein urschöner und besonderer Abend war.

Zwei Tage später wurde man dann über die Matches benachrichtigt. Noch bevor ich die Mail öffnete, kam die Nachricht von Alex. Er bedankte sich für das Match und kurze Zeit später hatten wir eine Verabredung zum Eis essen ausgemacht.

An das Date selbst kann ich mich noch gut erinnern. Wenn ich mir heute allerdings die Sprachnachricht anhöre, die ich danach meiner beste Freundin geschickt habe, wird ziemlich schnell klar, warum daraus nichts werden konnte:  In der 11-minütigen Nachricht (das ist gar nichts, Freunde) ging es erst einmal 2 Minuten um eine bevorstehende Reise, dann folgten für 5 Minuten Mutmaßungen, was das neue Profilfoto von Julien wohl zu bedeuten habe. Eine Minute lang ließ ich mich darüber aus, dass alle Männer feige sind, bevor ich in den letzten 3 Minuten vom Datingevent zu sprechen kam. Das Date selbst war in etwa 50 Sekunden erzählt. Es war ein schöner Nachmittag, wir hatten uns viel zu erzählen, bla bla.

„Und, wirst du dich wieder mit ihm treffen?“

„Grübel-Emoji. Ich weiß nicht.“

Normalerweise bin ich immer für ein zweites Date und ergreife auch gerne die Initiative. Aber dieses Mal zögerte ich. „Falls er sich noch mal meldet, dann vielleicht schon“.

Er tat es nicht. Aber ehrlich gesagt war ich in den darauffolgenden Wochen ziemlich beschäftigt und dachte auch nicht mehr daran. Heute weiß, dass ich selbst einfach noch nicht bereit war.

Und das war es dann…

für‘s Erste.  Auf die Gefahr hin zu spoilern: zu Ende ist die Geschichte noch nicht. Denn wie sich herausstellen sollte, war es auch für ihn damals einfach nicht der richtige Zeitpunkt gewesen.

Zurück
Zurück

Dating Story: Alles zu seiner Zeit oder doppelt gematcht hält besser

Weiter
Weiter

Wie COVID unser Dating-Leben verändert hat